Coaching - wer hat es ausprobiert?
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Hallo,
ich stehe momentan vor einigen schweren Entscheidungen. Promotion ja oder nein? Was sind die Vorteile? Was WILL ich? Was will ICH?
Von allen Seiten reden Leute auf mich ein, die glauben, sie wüssten wie der Weg aussehen muss (Dafür hast Du nicht studiert! Du wirst arbeitslos! Dafür bist du nicht der Typ!)
Inzwischen kann ich gar nicht mehr richtig denken und meine Freunde können mir auch nicht mehr helfen. Die haben nicht genug Abstand und natürlich auch eine vorgefestigte Vorstellung, wie mein Weg so aussieht...
Deshalb habe ich jetzt an ein Coaching gedacht. Früher hätte ich das nie angedacht. Meine beste Freundin hat sowas mal gemacht und wirkjlich ganz klischeemäßig etwas von blockierten Energien, Atemtechniken und allerhand 0815-Gerede mitbekommen (Du musst wissen, was DICH ausmacht! - Ja nee, schon klar)
Also: Habt ihr Erfahrungen? Bringt das was? Auf was sollte ich achten? Es kann sich halt echt jeder Coach nennen.
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Puh, also ehrlich gesagt: Mich gruselt der Gedanke an sowas immer. Ich bin vielleicht nicht der richtige Typ dafür oder Instagram-geschädigt: Bei den ganzen "life coaches" da, die den ganzen Tag selbstbeweihräuchernde Phrasen dreschen ("Sei die beste Version deiner selbst!" #empowerment "Glaub an dich!" "Lebe deinen Traum und du musst nie wieder arbeiten") bekomme ich Zahnschmerzen. In der Regel haben die dann auch keinerlei Ausbildung und ich finde es gefährlich, weil sich ja gerade Leute dahin wenden, die echte Hilfe brauchen. Wissenschaftlichkeit und die Forderung nach belastbaren Qualifikationen wird da dann oft sogar belächelt und als Beleg für das Denken in starren Strukturen genommen.
Also: ich glaube, in der Branche gibt es viel mist. Mein Tipp daher: Achte genau auf belastbare Qualifikationen, am besten eine psychoogische Ausbildung.
Und ich fände es ganz wichtig, dass die Person selber promoviert hat oder zumindest lange an dr Uni war. Und zwar deshalb, weil ich immer wieder die Erfahrung mache, dass leute, die die akademische Arbeitswelt nicht kennengelernt haben, den ganz besonderen Druck und die doch sehr speziellen Dynamiken, der dahinter steht, nicht nachvollziehen bzw. einschätzen können.
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Ich muss sagen, ich bin auch skeptisch. Ich würde auf jeden bei einem Doktoranden-Coaching auch darauf achten, dass die Person selbst promoviert ist. Das wäre mir wichtig.
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Hallo liebe Connie,
ich bin selbst Coach für Promovierende und habe in meiner Promotionszeit ein Coaching in Anspruch genommen - vielleicht ist ja eine Antwort aus meiner Perspektive interessant für Dich.
Die Vorteile, die ich am Coaching sehe, sind vor allem:
- ein Blick von außen auf Deine persönliche Situation (kein Einmischen, keine fremden Meinungen, die Dir aufgedrückt werden)
- neue Perspektiven und Fragen, die etwas bewegen (wir drehen uns allein häufig selbst im Kreis und denken oft dasselbe wie gestern)
- ein positives und bestärkendes Vorgehen (wir sind mit uns selbst schon streng genug, finde ich)
Als Promovierende hat es mir total geholfen, dass mal jemand meine ganze Situation sieht und dass meine Stärken im Mittelpunkt standen. Ich konnte damit meine Perspektiven für die Zukunft gut klären.
Wichtige Voraussetzungen sind aus meiner Sicht:
- aufseiten des Coaches: Qualifikation, methodisches Vorgehen und Erfahrungen in der Hochschulwelt
- auch aufseiten des Coaches: Neutralität und absolute Vertraulichkeit
- aufseiten der Klientin: Offenheit für den Prozess | Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit sich selbst
- auf beiden Seiten: das Gefühl, dass man harmoniert und gut miteinander arbeiten kann
Ich biete z.B. ein kostenloses Telefonat oder Skypegespräch an um herauszufinden, ob ein Coaching das richtige ist und ob die Klientin und ich als Coach zusammen passen. Beide Seiten brauchen wirklich ein gutes Gefühl, damit die Zusammenarbeit erfolgreich ist. Ich würde an Deiner Stelle darauf achten, dass es so eine Möglichkeit zum unverbindlichen Kennenlernen gibt - und auch darauf, dass Du den Prozess bei Bedarf jederzeit beenden kannst.
Wenn Du noch Fragen hast, kannst Du Dich gern bei mir melden!
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Hast Du einfach mal direkt an Deiner Uni geschaut? Da gibt es oft Allgemeine Promotionskollegs oder auch Mentoring-Programme, Gesprächsrunden, sowas. Da bist du dann auf jeden Fall sicher, dass die Leute auch wissen, wovon sie reden.
Wobei, da war ich mal und wir hatten einen Dozenten vom Theater, und der war, mit Verlaub, richtig durchgedreht :P
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Hi fin,
danke für deine Antwort. Es gibt da schon Programme, auch so Mentoring-Konzepte, die sind aber eben immer für Leute, die bereits im Promotionskreislauf stecken. Vielleicht frage ich da trotzdem mal an. Das wäre zumindest kostenlos, so ein Coaching ist ja auch sehr teuer.
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Hi Connie,
hm, das ist natürlich blöd
Meine pers Erfahrung ist aber, dass die Unis da oft recht offen sind, also gerade diese Programme. Ich würde einfach mal nachfragen. Du bist ja promotionsinteressiert, vllt haben die ja sogar noch eine weitere Idee. Hast Du denn mal Coaches angeschrieben? Mich würde auch echt mal interessieren, was das eigentlich so kostet
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Ich hab keinen final angefragt, aber das ist sehr unterschiedlich. Also WIRKLICH unterschiedlich. So ein Coaching kostet zwischen 30 und 500 Euro die Stunde. Aber das sind natürlich extreme. Die erste Sitzung ist oft kostenlos.
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Ich bin durch Zufall auf dieses Thema gestoßen. Ich bin keine Doktorandin. Ich habe meinen Bachelor gemacht und bin aktuell arbeitslos/auf Arbeitssuche und langsam recht verzweifelt.
Wisst ihr, ob es solche (kostenlosen) Coachingangebote bzw Beratungen an den Unis selbst auch für Leute wie mich gibt? Mir fällt es gerade einfach sau schwer, mich zu orientieren. Vor einem halben Jahr hätte ich es auch nicht für möglich gehalten, dass ich mich mal für sowas interessiere.
Und: Weiß jemand ob man so Beratungsangebote auch an anderen Unis nutzen kann? Ich studiere an einer kleineren Uni,aber in der Nachbarstadt gibt es eine richtig große Volluni, die haben natürlich viel mehr im Angebot.
Liebe Grüße
Larisse
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Hi Larisse,
ich denke, da würde ich einfach mal nachfragen. Oft sind Unis doch vernetzt und auch sehr offen. Trau dich!
Und nicht verzweifeln bitte - so eine "Durststrecke" ist nach dem Studium ganz normal
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Hallo @connie,
noch ein Gedanke zur Finanzierung:
Die Coachingrechnung kannst Du auf jeden Fall für die Steuer als Weiterbildungskosten einreichen. Von der GEW oder in Graduiertenzentren gibt es übrigens auch Workshops zum Thema "Promotion: Ja oder Nein?". Diese sind kostengünstiger, aber eben nicht so individuell wie ein Coaching.
Ich habe selbst aufgrund der Kosten lange gezögert, aber es nachher nicht bereut. Wichtig ist einfach, dass Du eine gute Wahl triffst und Dir sicher bist, dass Du mit dem/der Coach harmonierst, was sich wirklich im ersten Gespräch oft herausstellt (s. meinen Post weiter oben).
Im Grunde ist die Klarheit und innere Sicherheit für Deine Zukunft ein so langfristiger Gewinn, dass es sich aus meiner Sicht nur lohnen kann.
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Hallo @larisse,
für eine Beratung in Sachen beruflicher Orientierung kannst Du an Unis gut die Career Center (sofern vorhanden), die Studienberatung oder die psychosoziale Beratungsstelle nutzen. Wenn es all' das an Deiner Uni nicht geben sollte, kann Dir vielleicht das Studierendenwerk weiterhelfen. Die Uni in der Nachbarstadt würde ich auch einfach mal anschreiben.
Auch bei der Agentur für Arbeit gibt es übrigens psychologische Beratung, da kenne ich allerdings die Bedingungen der Finanzierung nicht.Viel Erfolg!
Majana
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Majana, man sieht direkt, dass du ein Seelenfänger bist :'D
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Ich würde es auch eher sein lassen Connie. Ich glaub da wird einfach echt viel Geld mit der Verzweiflung der Promovierenden gemacht.
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Habe zwar keine persönliche Erfahrung mit Coaching, aber einen ganzen Berufsstand als Seelenfänger zu bezeichnen, finde ich ein bisschen heftig. Es gibt durchaus Coaches, Lebensberater etc., die ihren Klienten tatsächlich helfen und ein angemessenes Honorar verlangen. Solang dir niemand einen Saft andreht, mit dem du selbst "ins Business einsteigen" kannst, würde ich nochmal genauer gucken und nicht zu sehr pauschalisieren.