Studium in Geisteswissenschaften und Arbeitslosigkeit
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Hallo zusammen, ich bin nun im ersten Semester Kunst- und Bildgeschichte. Das Fach interessiert mich wirklich sehr, nur mache ich mir nun doch ein wenig Sorgen um zukünftige Jobaussichten. Habe mal im Internet recherchiert und ich finde fast nur Storys über Arbeitslosigkeit oder Kellnerjobs und dergleichen…
Wer von euch studiert noch alles Kunstgeschichte oder eine andere Geisteswissenschaft oder hat das Studium sogar schon hinter sich bzw. kann von Bekannten berichten? Könnt ihr die Schauermärchen bestätigen?
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Ach, ganz so schlimm ist es nun auch nicht. In jedem Fachbereich wirst du hören, dass Leute über Arbeitslosigkeit oder schlechte Bezahlung klagen. Aber es stimmt, dass viele Geisteswissenschaftler nach ihrem Studium nicht in dem Fachbereich arbeiten können, den sie studiert haben. Manchmal muss man einfach nehmen was man kriegt. Ich würde dir empfehlen neben dem Studium viele Praktika zu machen (in einem Museum zB), die in die Richtung gehen und dich der Arbeitswelt schon etwas näherbringen.
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Ich studiere zwar keine Kunstgeschichte, aber auch ein Gesiteswissenschaftliches Fach und ich finde es halt schwierig bei uns, dass man nicht einfach ein Studium hat und dann für einen Job ausgebildet ist. Man kann alles machen und nichts. Ein Mediziner wird Arzt, fertig (ok, er kann noch den Schwerpunkt aussuchen)! Ein Kunstgeschichtler kann echt an vielen Stellen arbeiten und es gibt auch genug die am Ende gar nichts mehr mit Kunstgeschichte direkt machen und trotzdem in ihrem Job glücklich sind.
Schau dich einfach mal um, was dich interessieren könnte, aber mach dir nicht zu viel Stress!
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Hi Laura! Du wirst es in der Tat schwer haben einen Job zu finden, der speziell auf dein Fach zugeschnitten ist. Es gibt aber viele Berufe, bei denen nicht der konkrete Abschluss, sondern vielmehr deine Fähigkeiten und Kenntnisse zählen. Du wirst um Initiativbewerbungen vermutlich nicht herumkommen, aber irgendetwas wirst du sicher finden. Nur wer zu schnell aufgibt landet nach dem Studium in einem Taxifahrerjob oder dergleichen ;-) Wenn es wirklich das ist, für was du brennst, dann würde ich es weiter studieren.
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Also ich würde mir das an deiner Stelle noch einmal sehr gut überlegen. Etwas zu studieren einfach weil es einen interessiert, sowas können nur die Kids mit reichen Eltern sich erlauben. Eine Freundin von mir hat auch Kunstgeschichte studiert und auch einen super Schnitt hingelegt, aber sie findet jetzt einfach keinen Job und tatsächlich kelnert sie um über die Runden zu kommen, das finde ich mega schade, weil sie echt was auf dem Kasten hat. Sie bereut es mittlerweile auch, dass sie das studiert hat :/
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Hey Laura! Ich finde es gut, dass du dir bereits im ersten Semester Gedanken darüber machst und nicht wie so viele erst in der Mitte des Studiums wo es kein vor oder zurück mehr gibt. Ich würde dir aber auch empfehlen noch einmal in dich kehren, ob das nun das ist, was du unbedingt studieren willst oder ob es nicht vielleicht auch noch ein anderes Fach mit besseren beruflichen Aussichten gibt, was dich interessiert. Verstehe mich nicht falsch, ich will dir dein Fach nicht madig machen, aber ich kenne wirklich viele Geisteswissenschaftler, die nach dem Studium vor dem großen Nichts standen… Und das waren größtenteils Germanisten, die eigentlich auch in Bereichen wie Journalismus, Wirtschaft, Marketing usw. reinschlüpfen könnten. Aber überall ist die Konkurenz leider meist sehr groß.
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Hey! Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, das vielleicht auf Lehramt zu studieren? :)
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Danke für die vielen Antworten! Jetzt bin ich allerdings ziemlich verunsichert, was mein Studienfach betrifft :-/ Werde mir noch einmal gründlich Gedanken dazu machen und auch nochmal schauen, was es für Alternativen gibt, die mir noch gefallen könnten. Eigentlich finde ich das Fach ja wirklich toll... vielleicht werde ich mir dennoch weiterhin die ein oder andere Vorlesung als Gasthörer ansehen.
@gluecksmarie Als Lehrerin wäre ich leider so gar nicht geeignet. Aber danke für den Tipp ;)
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Ich weiß nicht wie genau deine Lage ist, wie alt du bist, oder wie viel Unterstützung du von deinen Eltern bekommst. Aber wenn du gerade mit 18 oder 19 anfängst zu studieren dann kannst du auch erstmal einen Bachelor in Kunstgeschichte machen und dich nach Jobs umschauen. Dann bist du 21 oder 22. Wenn du dann gar nichts findest kannst du immernoch einen anderen Bachelor machen und bist noch nicht sehr alt. Dafür ist es aber natürlich hilfreich wenn du etwas Unterstützung von deinen Eltern bekommst.
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@laura_u Ich stimme sonnenhut11 zu. Du solltest dich nicht so schnell von dem abbringen lassen, was dir gefällt. Wenn du finanziell die Möglichkeit hast, dann studiere das Fach doch weiter und danach kannst du immer noch gucken. Sonst sitzt du später in einem Job, der dir überhaupt keinen Spaß macht und du wirst dich dein Lebenlang fragen was wohl wäre, wenn du doch dein Wunschfach studiert hättest.
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Hallo in die Runde! Ich möchte mich hier nun doch auch einmal zu Wort melden. Meine Freundin hat Kunstgeschichte studiert und sie ist total in ihrem Studium aufgegangen. Danach hat sie allerdings keinen Job gefunden. Jetzt studiert sie noch einmal BWL, was sie einfach nur hasst. Es ist eine schwere Entscheidung. Ich hätte es ihr damals nicht ausreden können oder wollen, weil sie das Fach so geliebt hat. Aber was bringt es, wenn man am Ende keinen Job findet? Natürlich liegt es auch immer am Menschen selbst, ob er sich in Bewerbungsgesprächen behaupten kann. Aber wenn du generell eher introvertiert bist und dich dann am Ende nicht gegen die Konkurrenz durchsetzen kannst und die passenden Stellen einfach kaum vorhanden sind, dann bringt es einfach nicht viel, die Lebenszeit dafür aufzuwenden (meiner Meinung nach). Auch wenn man dann etwas studiert, was einem vielleicht nicht so viel Spaß macht, wichtig ist doch eher, dass man am Ende des Tages seine Miete bezahlen kann oder nicht?
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Hallo zusammen! Der Thread ist zwar schon recht alt, aber ich möchte doch auh gerne noch etwas hier beitragen! Ich habe Kunstgeschichte studiert, arbeite jetzt aber in einem Job, der mit diesem Fach gar nichts mehr zu tun hat. Ich bin trotzdem glücklich und habe echt viel Spaß in meinem Beruf!
Eines sollte einem aber klar sein, wenn man Kunstgeschichte studiert: Wenn du in einem der "klassischen" kunsthistorischen Berufe arbeiten willst, z.B. als Kurator in Museen, Galerien etc., hast du nicht nur wahnsinnig große und starke Konkurrenz, sondern musst mit großer Wahrscheinlichkeit auch promovieren. Auch ein Großteil meiner Kommilitonen aus dem Kunstgeschichtsstudium arbeitet momentan an der Promotion. Gerade im Museumsbereich wird der Titel allein für Volontariate geünscht.
Ich kann dem, was hier an einigen Stellen gesagt wurde, auch zustimmen: In der Kunstgeschichte wie auch in anderen Geisteswissenschaften ist es unheimlich wichtig Praktika zu machen und Kontakte zu knüpfen! Auch mal Abseits der klassischen Wege. Neben Museen, Galerien und Auktionshäusern gibt es auch Stiftungen oder (große) Unternehmen mit Kunstsammlungen, (Kunst-)Versicherungen etc. Nutze die Zeit während des Studiums auch dazu, herauszufinden, welche Bereiche es gibt und ewlche dir Spaß machen! Auch außerhalb des Fachbereichs. Oft bieten Unis auch einen Career Service oder ähnliches an, die gerade für Geisteswissenschaftler oft Veranstaltungen zur Berufsorientierung anbieten.
Übrigens, mit vermeintlich bodenständigen und "sicheren" Studiengängen wie Wirtschaft etc. ist auch kein Job garantiert ;-)@laura_u bist du eigentlich bei dem Fach geblieben oder hast du dich für den Wechsel entschieden?
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Hallo zusammen,
danke fürs herauskramen, das ist GENAU mein Thread :D
Ich bin nämlich leider gerade in der Situation, nach dem Studium arbeitslos zu sein und das ist gelinde gesagt scheiße.
Ich schreibe Bewerbungen ohne Ende in einem ziemlich großen Umkreis und ich habe bisher genau gar keine Einladung bekommen. Nichts. Nada. Wirklich gar keine.
Einige Absagen habe ich schon bekommen, viele Antworten aber auch gar nicht. Eine Firma hat mir geschrieben, dass sie gerade niemanden mit meinem Profil einstellen, sie meine Bewerbung aber im Hinterkopg behalten und sich nächstes Jahr gerne melden würden. Wirklich viel Hoffnung habe ich nicht, aber naja, immerhin eine positive Rückmeldung auf meine Bewerbung. So scheiße kann ich also nicht sein.
Ich weiß einfach nicht, wofür ich so lang studiert habe, um dann offenbar auf dem Arbeitsmarkt zu nix zu gebrauchen zu sein. Zumal meine Freunde weniger Probleme haben - und das mit teilweise wirklich Deutlich schlechteren Abschlüssen. Naja.
Wem ging es genauso? Was hat euch geholfen? Ich bekomme langsam Panik, das merkt man vermutlich. Auch, wenn angeblihc alle Statistiken das Gegenteil sagen: Arbeitslosigkeit nach dem Studium is a thing. Eindeutig.
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Hallo Larisse,
das klingt ja wirklich nicht gut. Wie lange hast Du dein Studium denn schon abgeschlossen und wie lange bist du schon arbeitslos?
Und: Hast du relevante Praktika? Wenn nein wäre das vielleicht eine Alternative? Dir erstmal bezahlte Praktika zu suchen?
Mir wurde im Studium immer vermittelt, dass es nur eine wirksame Maßnahme gegen Arbeitslosigkeit nach dme Studium gibt, gerade in den Geisteswissenschaften: Praktische Berufserfahrung. Ich fürchte, das ist wahr.
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Hallo Malara,
danke für Deine Antwort. Es IST auch nicht gut.
Und zu den Praktika: Da triffst Du tatsächlich einen wunden Punkt. Meine Nebenjobs waren für das Berufsleben nicht wirklich relevant und meine (zwei) Praktika im Nachhinein wohl auch nicht. Ich wollte damals in eine ganz andere Richtung bzw. habe mir einfach keine Gedanken gemacht. An dem Punkt bin auch traurigerweise nicht nur ich, sondern auch einige meiner Bekannten.
Ich habe immer nur Extreme gehört im Studium: Alle Geisteswisenschaftler werden Taxifahrer (dass es wirklich Leute gibt, die IMMER NOCH mit diesem Spruch kommen) und "Arbeitslosigkeit unter Geisteswissenschaftlern ist ein Mythos" (liest man ja auch gerne mal hier im Forum und auch anderswo.)
Ich schweife aber ab: Ja, vermutlich muss ich in den sauren Apfel beißen und erstmal mit Praktika starten. Ich hatte gehofft, dass der Kelch an mir vorüberzieht. Allerdings kann ich dann Hartz 4 vergessen - und die Unterstützung brauche ich bald. Ist alles murks, irgendwie.
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Hey Larisse,
wenn dir wirklich noch Praxiserfahrung fehlt, dann solltest du das nacholen, da bin ich ganz bei @malara .
Dass die Finanzierung kacke ist, stimmt wohl. Leider fallen viele nach dem Studium in diesen Kreislauf: arbeitslos weil keine Praxiserfahrung, weil arbeitslos Hartz 4, weil Hartz 4 keine Praxiserfahrung ...
Haben Deine Eltern die Möglichkeit, Dich weiter zu unterstützen? Wie viel Geld brauchst Du zum Leben? Manche Praktika sind ja durchaus bezahlt, oder du handelst ein Teilzeit-Praktikum aus und arbeitest noch 1 bis 2 Tage pro Woche im Supermarkt oder so.
Ach man, das ist doch ätzend: Überall liest man von Vollbeschäftigung in Deutschland, trotzdem bekomme ich immer wieder mit, dass top ausgebildete Uni-Absolventen nach dem Studium erstmal arbeitslos sind...
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Ah, mir ist da noch was eingefallen: Hast du mal deine Bewerbungsunterlagen professionell (!) checken lassen?
Gerade Geisteswissenschaftler neigen dazu, zu denken, dass das schon so passen wird (man kann ja schließlich schreiben, nech?) aber es ist erstaulich, was ein guter Check da nochmal rausholen kann.
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@worakl "Gerade Geisteswissenschaftler neigen dazu, zu denken, dass das schon so passen wird (man kann ja schließlich schreiben, nech?) aber es ist erstaulich, was ein guter Check da nochmal rausholen kann."
Da fühle ich mich tatsächlich ein bisschen erwischt. Ich habe super viel dazu gelesen und denke tatsächlich, dass da nicht mehr viel auszusetzen ist. Generell bin ich solchen "Beratungen" gegenüber immer sehr kritisch. Wahrscheinlich zu unrecht?
Hast Du denn einen konkreten Vorschlag, wo man das machen lassen kann? Darf nicht viel kosten, ich bin ja arbeitslos :D (Galgenhumor^^)
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Es gibt bei größeren Universitäten oft ein Büro der Akademie für Arbeit, da geht das. Oder auf Berufsmessen, da gibt es die Möglichkeit auch oft.
Ich würde Dir das wirklich raten, schaden kann es ja nicht.
Was hast Du eigentlich genau studiert? Sind deine Kommilitonen auch arbeitslos oder haben Probleme, was zu finden?
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Puh, das mit den Kommilitonen ist so eine Sache. Ich habe mich ja auch mit einem Verlegenheitsjob über Wasser und bin daher nicht arbeitslos-arbeitslos.
Ich berichte mal von meinen 5 engsten Freundinnen/Freunden im Studium. Ist ja vielleicht auch für andere interessant-.
Freundin 1: Die wohl erfolgreichste von uns. Hat ein Volo in einem großem Verlag ergattert und musste nichtmal viele Bewerbeungen schreiben. Trotz ebenfalls Geisteswissenschaft war sie keinen Tag arbeitslos. Sie hatte aber auch krasse Praktika und ich vermute etwas, dass ihr Papa da Kontakte hatte in den Verlag. Soll gar nicht böse klingen, Kontakte sind eben wichtig und ich habe es im Studium wohl verpasst, mir welche aufzubauen.
Freundin 2: Meine andere Freundin ist in der Werbebranche untergekommen. Bei dem, was sie da so verdient und reißen muss, frage ich mihc aber langsam, ob Arbeitslosigkeit nicht besser wäre. Das ist richtig krank was in so Agenturen teilweise abgeht.
Freundin 3: Arbeitet im gleichen Verlegenheitsjob wie ich. Sucht aber glaube ich auch weniger intensiv. Sie ist also auch "arbeitslose" Geisteswissenschaftlerin.
Freundin 4: Freundin 4 ist schon kurz vor dem Master schwanger geworden und gerade also noch ncihtg auf Jobsuche. Die wird aber dieses Jahr noch starten. Da bin ich mal gespannt. Hatte die besten Noten von uns allen.
Freund 5: Mein bester Studienkumpel hatte sich schon seit dem bachelor ein zweites Standbein in Richtung Grafikdesign aufebaut. Davon kann er aber auch nicht leben und jobbt zusätzlich.
Was ich daraus ziehen soll? Keine Ahnung :D Den richtig "klassischen" Berufseinstieg hat eigentlich nur eine geschafft.